Nachdem die Resonanz der ersten Ausbildungsreihe sehr positiv ausfiel, haben wir verschiedene Personen interviewt, die am Projekt beteiligt waren bzw. sind.
Was hat dich dazu bewegt als Referentin für die Trainer-Assistenten Ausbildung zu fungieren?
Die Hauptgründe dafür sind mein beruflicher Hintergrund als Sonderpädagogin und meine Leidenschaft für den Handballsport. Ich schätze die Arbeit mit Menschen mit Handicap unglaublich und bin seit meinem dritten Lebensjahr im Handball aktiv – derzeit mache ich zudem die Trainer B-Lizenz. Die Trainer-Assistenten-Ausbildung ist für mich eine tolle Möglichkeit, um meine beiden großen Passionen miteinander zu verbinden, mein Wissen weiterzugeben und ein völlig neues Praxisgebiet kennenzulernen. Ich sehe diese Ausbildung als sehr große Chance für die Trainer-Assistenten und die Vereine, in denen sie tätig werden!
Du hast ja selbst einen sozialpädagogischen Hintergrund. Welche Erfahrungen hast du konkret während den beiden Ausbildungswochenenden gesammelt und möchtest du nicht missen (im Vergleich zu den Erfahrungen aus Ihrem Arbeitskontext)?
Ich konnte während den beiden Ausbildungswochenenden feststellen, mit welch großer Begeisterung und Wissbegier die Trainer-Assistenten dabei waren. Diese Begeisterung halte ich persönlich für absolut wertvoll, denn nur wer sich wirklich für unsere Sportart begeistert, ist auch mit Herzblut dabei. Ich habe bei allen Teilnehmern genau diese Begeisterung in den Augen gesehen – sie alle möchten sich in Vereinen engagieren, Aufgaben übernehmen und Trainer bzw. Teams unterstützen. Ich bin mir sicher, dass jede/r, die/der einen Trainer-Assistenten an ihrer/seiner Seite hat, einen verlässlichen Partner in diesem findet!
Hat dich irgendeine Situation besonders beeindruckt?
Es gab einige Situationen, die mir sehr in Erinnerung geblieben sind. Am meisten beeindruckten mich allerdings der feste Zusammenhalt der Trainer-Assistenten Gruppe untereinander und die bedingungslose Unterstützung, die sie sich gegenseitig gegeben haben. Es wurde sich völlig selbstverständlich geholfen, keiner wurde negativ kritisiert, alle haben zusammen gearbeitet und voneinander gelernt. Ein Zusammenhalt, den man sich auch im eigenen Umfeld manchmal wünschen würde!
Was sollten Vereine beachten, die einen Trainer-Assistenten in Mannschaften inkludieren möchten?
Meiner Meinung nach ist die Bereitschaft, einen Trainer-Assistenten im Team aufzunehmen, schon ein großartiger Türöffner und Garant für tolle Erfahrungen für`s Leben. Einiges ergibt sich dann sicherlich von selbst! Natürlich müssen sich die Mannschaft und vor allem der Trainer bewusst sein, dass wir nicht von einem Co-Trainer oder Organisator aller anfallenden Aufgaben sprechen, der den Trainings- oder Spielbetrieb einfacher macht. Trainer-Assistenten können einzelne, kleine Aufgaben übernehmen. Diese müssen natürlich vorab geklärt sein und es müssen auch mal Fehler passieren dürfen. Der Mehrwert durch die Inklusion eine Trainer-Assistenten zeigt sich meines Erachtens besonders in Bereichen der Toleranz, des sozialen Miteinanders, des voneinander Lernens und der Wertschätzung gegenüber Menschen mit Handicap, die sich engagieren möchten und mit Leidenschaft dabei sind! In diesem Falle ist es zunächst der Sport der verbindet, die Bereitschaft dazu, Begegnungen zu schaffen und zuzulassen. Der Nutzen daraus ist für alle Beteiligten - insbesondere auf sozialer, emotionaler und zwischenmenschlicher Ebene - sehr hoch einzuschätzen!
Was hat dich bewegt die Ausbildung zu machen?
Mein Betreuer hat mich darauf angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, in einem Handballverein als Trainer-Assistent ehrenamtlich mitzumachen.
Ich hatte schon länger den Wunsch gehabt etwas neben meiner Arbeit zu machen. Ich habe schon angeboten mit Hunden Gassi zu gehen oder für ältere Menschen Einkäufe zu erledigen. Ich habe für mich bemerkt, dass ich zu viel am PC sitze und Onlinespiele spiele – und das wollte ich ändern.
Als ich gefragt wurde war ich mir unsicher, ob ich das möchte, doch mein Betreuer sagte mir, dass er mir das zutraut und daraufhin habe ich zugesagt und mich angemeldet.
Würdest du dich wieder ausbilden lassen?
Ja!
Schon während des ersten Wochenendseminars wurde uns erklärt welche Aufgaben wir als Trainer-Assistent bekommen und worauf wir in den Seminaren geschult und vorbereitet werden. Und vor allem hat es mich gefreut was die uns/mir alles zutrauen. Und was ich auch sehr hilfreich fand, sollten wir einmal nicht weiterwissen, werden immer Trainer dabei sein die wir fragen können.
Welche Aufgaben übernimmst du im Training?
Ich unterstütze die Trainer und bereite Übungen und Spiele vor. Zu Beginn sprechen wir die Übungen durch und ich bekomme Aufgaben zugeteilt, die ich alleine vorbereite, und wenn ich nicht weiter weiß, kann ich jeder Zeit nachfragen. Am Anfang habe ich sehr viel nachgefragt, aber zwischenzeitlich werden die Aufgaben zu Beginn verteilt und ich weiß was ich machen muss.
Fühlst du dich als Teil der Mannschaft?
Ja, auf jeden Fall !
Ich kann Fragen stellen und ich werde auch nach meiner Meinung gefragt.
Von Anfang an habe ich mich sehr wohl gefühlt und bei jedem Training habe ich das Gefühl, dass sie sich auf mich verlassen. Das finde ich echt klasse wie man miteinander umgeht.
Würdest du die Ausbildung anderen Menschen empfehlen?
Jedem der Interesse hat, auf jeden Fall !
Da ich ja eine Beeinträchtigung habe und das gut schaffe, könnte ich mir vorstellen, dass auch andere das bestimmt auch schaffen.
Vor allem finde ich es sehr gut, dass mit mir ganz normal umgegangen wird und ich nicht als Mensch mit Behinderung / Beeinträchtigung behandelt werde.
Vor allem mit den Kindern in der C-Gruppe macht es besonders viel Spaß, die wissen das ich zu den Trainern gehöre und ich ihnen was beibringe.
Was macht dir besonders viel Spaß?
Vor allem das Training mit den Kindern. Die sind unvoreingenommen und haben richtig Spaß beim Training. Wenn wir zum Beispiel Bewegungsspiele machen, sind die voll dabei. Denn das Spiel gehört zum Training. Die üben während dem Spielen wie sie sich bewegen sollen, wie sie werfen und fangen können, und dadurch werden sie immer besser. Mit den Spielen und dem Training kann man sehr gut die Kinder bei Laune halten und haben auch noch Spaß dabei. Und wenn die richtig gut mitmachen und auch Lust darauf haben, wechseln sie in die nächste Altersgruppe.
Was hat dich bewegt die Ausbildung zu machen?
Weil es Spaß gemacht hat. Ich gucke gern Handball, vor allem wenn mein Bruder spielt. Ich habe auch mal beim CVJM Möglingen gespielt.
Würdest du dich wieder ausbilden lassen?
Ja ich würde noch einmal mitmachen, hätte dann aber gern ein Einzelzimmer, weil der Zimmerpartner schnarcht.
Welche Aufgaben übernimmst du im Training?
Torwart einwerfen, Mannschaft begrüßen, Aufwärmprogramm.
Fühlst du dich als Teil der Mannschaft?
Momentan kann ich nicht mitmachen, weil bei meinem Bruder schon 4 Trainer für die DJugend da sind.
Würdest du die Ausbildung anderen Menschen empfehlen?
Ich kenne viele Menschen auf der Karlshöhe und könnte sie fragen.
Was macht dir besonders viel Spaß?
Fahrradfahren, Schwimmen und mittwochs ist Fußball. Da könnte ich das Aufwärmprogramm machen mit den Teilnehmern.
Vor einigen Monaten hast du die Anfrage vom HVW bekommen, ob dein Verein einen Trainer-Assistenten integrieren möchte. Was waren deine ersten Gedanken?
Für mich war direkt klar, dass wir dabei sind. Keinem sollte es verwehrt sein, an einem Vereinsleben teilzuhaben, aus welchen Gründen auch immer. Natürlich gab es direkt einiges zu klären in Bezug auf Versicherung und Integration in die Mannschaft. Aber der erste Gedanke war, wie immer, wenn sich jemand für das Traineramt interessiert: Super, wir bekommen Verstärkung.
Du hattest dich dann recht schnell dazu entschieden einen Trainer-Assistenten aufzunehmen. Würdest du es wieder tun?
Definitiv. Wir haben mit unserem Assistenten richtig Glück.
Was würdest du anderen Vereinen mit auf den Weg geben?
Die Betreuung durch den HVW läuft super, deshalb gibt es absolut nichts zu befürchten. Da der Trainermangel bei vielen Vereinen auf der Tagesordnung steht ist dies eine absolut tolle Option.
Wurdest du schon von anderen Trainern oder Vereinen auf euren Trainer-Assistenten angesprochen?
Unsere eigenen Trainer finden die Aktion super. Andere Vereine haben uns diesbezüglich noch nicht angesprochen. Wir haben das Thema aber auch nicht großartig vermarktet, weil es für uns selbstverständlich ist.
Ist euer Trainer-Assistenten „nur“ im Training dabei oder ist er auch sonst im Verein eingebunden?
Aktuell ist unser Assistent im Training unserer Minis integriert. Auf Grund von Corona war dies natürlich nur eingeschränkt möglich, deshalb wollen wir hier weiterhin den Grundstein legen, um dann darauf aufzubauen.
Wie finde ich einen Trainer-Assistenten?
Ich wurde über Lisa Mühleisen (HVW) darauf aufmerksam gemacht. Auf der Homepage sind auch einige Infos zu finden.
Bekommt der Trainer-Assistent eine Übungsleiterpauschale? Muss ich den Trainer-Assistenten versichern?
Der Assistent ist mit allen anderen Trainern in unserem Verein gleichgestellt. Er wurde als Mitglied angemeldet und ist somit auch über uns versichert.
Habe ich als Trainer die Aufsichtspflicht für den Trainer-Assistenten?
Der Trainer Assistent ist nie allein in der Halle. Es sind immer weitere Trainer vor Ort. Der Assistent ist zur Unterstützung eingeplant.
Was kannst du Trainern mit auf den Weg geben, die unsicher sind, ob sie einen Trainer-Assistenten in ihre Mannschaft integrieren möchten?
Ein Trainer-Assistent kann eine tolle Unterstützung beim Training sein. Alle Beteiligten, also Trainer und Assistenten, müssen herausfinden, welche Aufgaben übernommen werden können und welche möglicherweise nicht geeignet sind. Dies unterscheidet sich, nicht von anderen jungen Trainern, die ggf. selbst noch in einer Jugendmannschaft spielen, auch diese müssen sich erst in ihre Aufgaben hinein finden. Ich denke es hängt sehr von der Persönlichkeit des Einzelnen ab und ist auf jeden Fall einen Versuch wert, jemandem die Chance zu geben, als Teamleiter Erfahrungen zu sammeln und auch Vorbild für Kinder und Jugendliche zu sein.
Was kannst du und die Mannschaft von dem Trainer-Assistenten lernen?
Ich versuche unserem Trainer-Assistenten Jonathan in jedem Training ein Feedback zu geben was er gut macht oder auch verbessern kann. Dadurch reflektiere ich auch immer wieder meine Tätigkeit und achte wieder mehr auf Kleinigkeiten, die man oft für Selbstverständlich nimmt.
Welche Aufgaben übernimmt der Trainer-Assistent und wie sieht die Aufgabenteilung konkret aus?
Als Assistent bei den Minis, kann unser Trainer-Assistent vor allem dabei unterstützen die Kinder zum Mitmachen zu motivieren, indem er sie an die Hand nimmt und ebenfalls die Übungen mitmacht. Er hilft den Kinder auch bei Übungsparcouren mit Hilfestellung und beim Vormachen der Übungen.
Der Trainer-Assistent wird bei den Minis eingesetzt, richtig? Wie haben die Kinder auf ihn reagiert und wie fiel die Reaktion der Eltern aus? Gab es Eltern, die kritisch waren, ob das funktionieren kann?
Es gab erfreulicherweise keine kritischen Reaktionen. Er wurde von den Eltern und Kinder aufgenommen, wie auch andere Trainer, die in unser Team gekommen sind. Umso mehr sich Jonathan auf die Kinder eingelassen hat, umso spürbarer hat sich auch das Vertrauen der Kinder aufgebaut.
Wie läuft das praktisch ab? Wie vermittle ich die Übungen, die der Trainerassistent mit den Kindern durchführen soll? Muss ich vor jedem Training eine Besprechung mit ihm machen, was wir heute im Training durchführen wollen und das mit ihm durchspielen usw.?
Vor dem Training sprechen wir uns im Gesamtteam mit 5 Betreuern immer kurz ab, was vorbereitet wurde und wie der Ablauf sein soll. Hier wird auch unser Assistent integriert und bereitet inzwischen auch eigene Übungen und Trainings im 2-er Team vor. Wir haben Glück, so einen engagierten und motivierten Trainer-Assistenten zu haben.
Was hat euer Sohn von den Ausbildungswochenenden erzählt und würdet ihr sagen, dass die Ausbildung eine Bereicherung für ihn darstellte?
Es hat ihm sehr gut gefallen und er war im Vorfeld schon ganz aufgeregt. Er hat in seinem Umfeld überall erzählt, dass er diesen Lehrgang besuchen wird und besucht hat. Da der Lehrgang kurz vor dem gemeinsamen Urlaub war, sind die Eindrücke natürlich schnell wieder weg gewesen. Aber auch jetzt, Wochen später erzählt er immer wieder vom Lehrgang. Vor allem war das Essen gut und der Kollege im Zimmer hat geschnarcht. Auf jeden Fall kam er mit einem guten Gefühl vom Lehrgang zurück.
Hat die Ausbildung und ggf. die Einsatzzeiten im Training auch die persönliche Entwicklung eures Sohnes positiv beeinflusst?
Leider ist die Situation momentan noch so, dass der Bruder bereits 3 Co-Trainer hat und er sich nicht auch noch um Pascal kümmern könnte (30 Kinder sind in der Halle). Außerdem sind die Hallen und die Trainingszeiten für ihn schwer zu erreichen, da er erst gegen 17:00 von der Werkstatt heimkommt und dann mit ÖPNV zu den Hallen zu spät zum Training käme. Aber er könnte in seiner Fußballgruppe (für Menschen mit geistiger Behinderung) Aufgaben im Training übernehmen. Das kläre ich noch, denn die Fußball AG auf der Karlshöhe fängt jetzt erst wieder an.
Was konnte euer Sohn konkret lernen?
Umgang mit anderen, Zuhören, Mitmachen. Und er fragt jetzt immer, wo Ruit ist, wenn wir mit den Rädern unterwegs sind :-).